Von Helen Arnold & friends
Das Bild trügt: Gelacht wird in der doppelpunkt:-Redaktion nur für die Kamera. Foto: Helen Arnold
Einige schauen hektisch, mit diesem leicht verwirrten Blick, andere nehmen entspannt an ihren Computern Platz. Noch ist die Stimmung gelassen, doch so langsam platzen die Bomben: Texte fehlen, Bilder haben schlechte Qualität, Überschriften sind unpassend, Autoren verschollen, Rechtschreibung unbekannt, zukünftige Journalisten der deutschen Sprache nicht mächtig, Antipathie zwischen Mac und Layoutern, und außerdem geht die Heizung nicht. Aber die Gemütslage ist trotzdem gut und die Konzentration auf dem Höhepunkt. Wir sind ausgeschlafen, voller Kaffee und Vorfreude auf die nächsten zwei Tage.
Die Motivation schwindet
Noch sind wir motiviert, und der Tatendrang ist nicht zu übersehen. Alle laufen wild im neuen Produktionsraum umher, rennen sich fast um und verfehlen sich dann doch noch knapp. Am zweiten Produktionstag wird das anders sein. Da sind die Schritte langsamer und die Bewegungen fahrig, die Nerven liegen blank und die Sehkraft lässt nach. Manche benötigen dann eine doppelte Portion Baldrian.
Von Verwirrung und Wahnsinn
Einigen ist der Wirbel zu viel, sie bleiben lieber sitzen und schauen, angespannt über ihren Brillenrand glotzend, nach Fehlern in den fertigen Seiten: Da muss gekürzt, verlängert und umgedichtet werden. Andere redigieren gerade erst fertig gewordene Texte oder schreiben sie bei Themaverfehlung komplett neu. Dabei ist zu erkennen, wie sich bei besagten Personen kleine, manchmal auch größere Wutfältchen bilden: Eine zusammengeknautschte mopsähnliche Visage mit weit aufgerissenen, frenetisch umher rasenden Äuglein. Wieder andere layouten wild die Seiten und sind doch unerschütterlich. Tief in ihre Arbeit versunken, aber immer präsent, wenn sie gebraucht werden. Und wer jetzt noch übrig ist, wundert sich darüber, warum er oder sie nichts zu tun hat und ist erstaunt über die Hektik und die Ruhe, die zeitgleich in einem Raum zu beobachten sind. Hoffentlich sind das nicht diejenigen, die dann morgen, wenn die große Panik ausbricht, nicht da sind. Und dann gibt es noch die, die nur mal kurz vorbeischauen, schlaue Sprüche machen und doch nur gaffen.
Alles wird gut
Immer wieder kleine Wutanfälle und verloren gegangene Nerven gehören zu einem dp:-Produktionstag dazu. Spätfolgen wie Schlaflosigkeit und Wahnsinn können unter anderem auftreten. Auch kann es zu einem Kater oder Lachanfällen kommen, wenn wir nach der Blattkritik gemeinsam ein Bier trinken. Heute darf das beim „swingenden Sofa“ nicht passieren, denn morgen ist schließlich auch noch ein Tag: Angefüllt mit Überraschungen jeglicher Art, gepaart mit Grauen und einer guten Prise Spaß.
Artikel vom 04.04.2008
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