Von Nina Karlé
Doch wenn vielleicht demnächst die milliardenschweren Subventionen für den europäischen Tabakanbau zurückgefahren, weniger Steuereinnahmen wegen eines geringeren Konsums verzeichnet und in der Folge Arbeitsplätze gestrichen werden, warum sollte dann nicht auch ein Verbot kommen. Die Nikotinsucht wird die Raucher zusammen mit den Drogenabhängigen in die Schmuddelecken der Städte treiben, und was dem einen sein Horrortrip, ist dem anderen das Raucherbein.Eine Heroinstudie geht derzeit der Frage nach, ob es sinnvoll ist, dass klassische Heroinjunkies ihr Rauschmittel per Rezept in der Apotheke bekommen. Das funktioniert aber nur, so heißt es in der Studie, wenn sie nicht noch andere Drogen nehmen. Aber immerhin leben sie „auf Rezept“ gesünder und begehen weniger Verbrechen.
Um auch die Raucher nach einem künftigen Rauchverbot vor Tabakdealern und Beschaffungskriminalität zu schützen, werden Mediziner und Sozialpädagogen antreten, ob auch Nikotinsüchtige ihren Stoff nicht besser auf Rezept erhalten sollen. Allerdings können an dem Programm nur die Raucher mitmachen, die nicht gerne auch ein Bier zischen oder ein Schöppchen trinken. Bleibt noch zu klären, ob es reinen Alkohol intravenös sein wird oder ein guter Tropfen, wahlweise rot oder weiß, trocken oder lieblich. Und dann wird es nicht lange dauern, bis das Antidiskriminierungsgesetz auch die Chips- und Schokoladenjunkies in die Apotheken treibt.
Artikel vom 04.08.2005
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