Von Eva Tritschler
Die Pilger, die in den nächsten Tagen im Rheinland erwartet werden – bis zu einer Million Menschen –, sind nicht etwa zu schnell für 2006 unterwegs gewesen. Sie kommen zum Weltjugendtag der Katholiken. Und auch für ihren Papst wird gebaut. Genauer gesagt, es wird ein Hügel aufgeschüttet, von dem aus er einen Gottesdienst zelebrieren wird. Während Moses seinerzeit auf einen hohen Berg gestiegen war und von dort die zehn Gebote mitgebracht hatte, muss heute also ein Hügel reichen. Und auch der Papst bringt etwas mit. Wir kennen sie aus der Reformationszeit, Ablaßbriefe. Na ja, nicht jeder Einzelne wird eigenen Ablaß auf Papier erhalten. Aber dafür kostet er auch kein Geld, sondern der Katholik muß nur beichten, damit ihm die Strafe erlassen wird. Ablaß ist auch notwendig, denn die Weltjugend wird die von verschiedenen Seiten ausgeteilten Kondomen möglicherweise zweckgebunden einsetzen, wobei niemand sie für Luftballons halten wird.Das alles paßt durchaus zum Rheinland, das weltweit für seinen Karneval bekannt ist. Doch ausgerechnet die Bonner Karnevalisten haben dem Veranstalter eine Absage erteilt. Wenn schon Karneval im Sommer, dann wollen sie nicht bloß als Staffage einmal durchs Bild laufen. Die Jecken werden sich außerhalb einer Session erst wieder zur Fußball-WM wohlfühlen, wenn die Fans bunt bemalt und grölend durch die Straßen ziehen.
Artikel vom 11.08.2005
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