Mord und Totschlag in der Küche

Von Eva Tritschler

Waren das Zeiten, als es nur zwei Sorten von Mördern gab: Da waren diejenigen, die vorsätzlich und aus niederen Beweggründen heraus einen anderen Menschen umbrachten, und natürlich die Soldaten.

Doch langsam wird die Sache unübersichtlich: Da sind die Robbenschlächter und andere Pelztiermeuchler. Es gibt die bedauernswerten, in Netzen gefangenen Singvögel in Italien, was Tierschützer zu grammatikalisch verrenkten Reimen wie „kein Urlaubsort wo Vogelmord“ beflügelt, und militante Vegetarier, die Massentierhaltung mit Mord gleichsetzen.

Seitdem sich neuerdings die Pflanzenaktivisten wieder verstärkt zu Wort melden, ist völlige Orientierungslosigkeit angesagt: Gemüseesser gelten ihnen als Karottenschälmörder, Kartoffeln-zu-Tode-Quetscher und was der schönen Zubereitungsarten mehr sind. Wie wär’s beispielsweise mit Apfelzerstückler oder Erdbeerhäcksler.

Dieser Zustand gibt uns endlich alle Freiheiten. Wer es sowieso nicht allen recht machen kann, kann tun und lassen, was er will. Verspeisen wir also mit Genuss Fleischtomaten und Gehacktes, knacken Nüsse und köpfen Eier. Ich brate mir jedenfalls erstmal ’nen Storch.

Artikel vom 03.03.2005

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