Von Alexander Bernt
Die Mini-Küche zwängt sich in die Kochnische, die Mikrowelle leidet – zwischen Spüle und Kochplatte eingeklemmt – an Klaustrophobie, und der Kühlschrank hat das Volumen einer Campingbox. Dass aber in jede noch so kleine Nische eine weitere passt, beweisen die deutschen Autobauer, allen voran Klassenprimus VW.Besonders im Segment der Klein- und Kleinstwagen kommt dem interessierten Käufer jede Übersciht abhanden. Vor zehn Jahren hatte der kaufwillige Studierende die Wahl zwischen Golf und Polo, also Kleinwagen oder noch kleinerem Wagen. Alles schön und gut und sogar für Sozpäds nachvollziehbar. Doch was sich seitdem getan hat, ist mehr als nur verwirrend, ja, fast schon unlogisch. Da stellt VW eine 50 Jahre alte Karosserieform mit weniger Platz auf die Golf-Plattform, nennt den ganzen Spaß „New Beetle“ und verkauft die Kreation teurer als den Golf. Naja, wem's gefällt. . .
Aber das war erst der Anfang vom Ende. Der nächste Geniestreich von VW-Chef Ferdinand Piëch war ein Kleinstwagen namens Lupo. Dieses Mini-Car mit der Optik eines Elefantenrollschuhs und dem Platzangebot einer Butterbrotdose war ursprünglich unter dem Polo angesiedelt, kostete aber – in der Lupo-3L-Version – mehr als ein Golf. Logisch? Nein? Macht nix.
Doch das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Der Golf mutiert zum Golf Plus, in dem sogar voluminöse Japaner auf einmal gertenschlank wirken, und der gerade erschienene VS Fox ist weitaus günstiger und sogar größer als der Lupo. Damit wird er zwar dem teureren Bruder die Käufer wegschnappen, aber das ist auch nicht weiter schlimm, denn damit wäre bewiesen, dass es VW sogar schafft, die Gesetze der Natur auszuschalten: Der Fuchs frisst den Wolf. Da sind wir Studierenden mit unseren banalen Platzproblemen doch eigentlich noch ganz gut dran.
Artikel vom 28.07.2005
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