Von Sebastian Mainzer
Winter 2004. Gerade fertiggestellt, galt es, 50 frische Wohnheimplätze neben der FH zu belegen. Die glücklichen Mieter wurden per Losverfahren ermittelt. Die Nachfrage war groß, denn es ging um viel Wohnung für wenig Geld: Erstbezug, möbliert, Küche, Bad und Internetanschluss inklusive. Wer hätte da nicht gern zugeschlagen? Doch die Euphorie der 50 glücklichen Erstmieter sollte schnell etwas gedämpft werden: kein Internet! Das sei noch nicht verfügbar, hieß es. Aber bald. Wann? Na bald. Wann genau? In ein paar Monaten. Vielleicht.Das trübte die Freude zunächst, aber ein paar Monate ohne könnte man ja schon auskommen, außerdem gibt es noch der PC-Pool in der FH. Doch statt dem versprochenen Wahnsinns-Downstream aus der Studentenflatrate gab`s auch nach monatelanger Warterei immer nur tröstende Worte. Der Verdacht einiger Studenten wurde laut, dass diese Schwierigkeiten für die Verantwortlichen schon vor dem Bezug abzusehen waren, jedoch nicht mitgeteilt wurden. Bis heute ist keine Besserung in Sicht, und ein paar der im Stich Gelassenen haben sich inzwischen um einen eigenen Internetanschluss gekümmert – natürlich zu höheren Preisen.
Vielleicht werden aus den Wohnheim-Studenten ja sogar die besseren in ihrem Beruf. Diese zukünftigen Journalisten, Informatiker und Wirtschaftler wissen wenigstens, wie sie ohne den ganzen neumodischen Schnickschnack wie Internet und E-Mail auskommen. Ja, man sollte es vielleicht einmal so sehen. Wer kann heutzutage schon von sich behaupten, im Studium keinen Internetanschluss zu Hause zu haben? Ja, das ist es. Seht es positiv, liebe Wohnheim-wer-braucht-schon-Internet-Studenten! Ihr habt etwas, das fast niemand hat. Vielleicht kann man sich damit ja irgendwo bewerben.
Artikel vom 13.10.2005
Nutzen Sie die Möglichkeit, die gedruckte Ausgabe des "doppelpunkt:" zweimal jährlich zu beziehen und bereits veröffentliche Ausgaben nachzubestellen. mehr...