Jeder ist ein Publizist
Von Björn Leese
Per Weblog kann jedermann zum Chefredakteur seiner persönlichen Online-Zeitschrift werden - Weblogs sind mittlerweile ein Massenphänomen. Der Begriff Weblog (Blog) steht für eine Website, die häufig mit kurzen Beiträgen aktualisiert wird. Ein Blog kann ein persönliches Journal oder eine Linksammlung sein und News, Fotos oder Kommentare zu anderen Websites enthalten.
Blogs sind nach dem Tagebuchprinzip organisiert, wobei der letzte Eintrag am Anfang der Website steht. Die Startseite eines Blogs zeigt nur eine Auswahl der aktuellen Meldungen an, und über ein zeitlich geordnetes Archiv oder eine Volltextsuche greift der Besucher auf ältere Einträge zu. Man muss nicht unbedingt sehr mitteilungsbedürftig sein, um zu "bloggen", vielen macht es einfach Spaß, ihre Ideen, Erlebnisse und Web-Fundstücke mit anderen zu teilen. So führen immer mehr Leute auf ihrer Homepage ein öffentliches Tagebuch oder präsentieren in chronologischer Folge Neuigkeiten und Verweise zu ihrem Steckenpferd.
Was Mitte der neunziger Jahre mit einigen Online- Tagebüchern begann, hat sich mittlerweile zu einem Massenphänomen entwickelt. Einige Beobachter sehen in den Blogs schon eine neue Form der Publizistik aufziehen: War Journalismus früher eine Art Vorlesung, so würde er sich nun eher in Richtung eines interaktiven Seminars entwickeln. Doch die Blogger verfolgen nur in Ausnahmefällen journalistische Ziele, sie wollen nur ihr ganz persönliches Journal verfassen.
Die Technik der Weblogs ermöglicht es jedem, auch ohne Kenntnis von HTML, rasch ein eigenes Format aufzubauen - damit wird eine Vision Wirklichkeit, die bereits zu Internet-Anfängen immer wieder beschworen wurde: Jeder kann eigene Inhalte und Meinungen ins Netz stellen. Weblog-Software, die das Publizieren so einfach wie möglich macht, tut ihr Übriges, um den Boom anzuheizen. Spätestens seit der Suchmaschinenbetreiber Google die Website blogger.com gekauft hat, wird die neue Welt des Bloggens auch in der IT-Branche ernst genommen.
Neben unzähligen privaten Blogs entstehen so immer mehr kommerzielle Pendants. Zum Betrieb eines Weblogs benötigt man Webspace, auf dem man HTMLDokumente ablegen kann, ein spezielles Content Management System (CMS) für die Verwaltung der Seiten sowie eine Client- Software, mit der man Inhalte einpflegt. Wer sich einen Überblick über die Blogger- Szene verschaffen will, der surft am besten zu abseits.de (
www.abseits.de/weblogs.html). Gerhard Schoolmann hat dort eine Link- Sammlung zu allen Aspekten des Bloggens zusammengetragen.
Artikel vom 03.06.2004
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