Von Dora Gulyas
Kickern zwischen den Vorlesungen ist in Sankt Augustin eine beliebte Angelegenheit. Foto: Dora Gulyas
Das blaue Team hat den Ball, er befindet sich im Mittelfeld. Ein guter Pass nach vorne, der Stürmer trickst geschickt und verwirrt die Gegner. Er setzt zum Torschuss an und ... Toooor!
Nein, diese Szene spielt sich nicht in einem Fußballstadion ab, sondern ereignet sich tagtäglich an den beiden Kickern der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin. Hier treffen sich Studierende aus allen Fachbereichen. Jeder spielt gegen jeden, der Studiengang ist vollkommen egal, denn eine der Kicker-Regeln lautet: Jeder kann gefordert werden und keine Forderung wird abgelehnt. Hauptsächlich sind es zwar die männlichen Studenten, die sich am Tischfußball erfreuen, doch es gibt durchaus auch gefürchtete Spielerinnen.
Spielerinnen und andere Frauen
Standen die Kicker anfangs unter der Freitreppe in der Hochschulstraße, sind sie neuerdings in einer Nische weiter hinten zu finden. Der Grund: Das Klackern der Fußballtische störte die Bücherstube, die ihren Verkaufsraum direkt neben der Treppe betreibt. Zumindest für die Konzentration der männlichen Spieler war der Ortswechsel kein Nachteil: Sie müssen sich jetzt nicht mehr nach dem klackernden Geräusch hochhackiger Schuhe ihrer Kommilitoninnen umdrehen.
Wie der Kicker in die FH kam
Der Kicker als Treffpunkt ist eine recht neue Entwicklung in der FH: Vor einem Jahr hat die Fachschaft Informatik dafür gesorgt, dass in Sankt Augustin ein Kicker aufgestellt wurde, den die Fachschaft nicht nur den Informatikern vorbehalten wollte. Denn „die Informatiker sind für alle da“, sagt Volker Lingens, stellvertretender Vorsitzender des Fachschaftsrates Informatik. Zunächst dachte die Fachschaft darüber nach, den bei Ebay ersteigerten Kicker mit einem Münzeinwurf nachzurüsten, um die Kosten etwa für Schrauben oder neue Spielfiguren zu decken. Doch da der kostenlose Kicker so gut angenommen wurde, verwarf die Fachschaft die Idee schnell wieder – denn die Beliebtheit hätte sicher gelitten, wenn das Spielen Geld kosten würde.
Kein Kicker ist gerne allein
Schon viel länger als die Informatiker besitzt die Fachschaft EMT einen Kicker – „schon seit ewigen Zeiten, genau so lange wie wir das Swingende Sofa haben”, beschreibt EMT-Fachschafts-Vorsitzender Dennis Schenk das ungefähre Alter des Tisches. Hervorgeholt wurde der Kicker aber zunächst nur zu Ereignissen wie eben dem „Swingin’ Sofa“. Nachdem die Informatiker ihren Kicker der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt hatten, zog die Fachschaft EMT nach und stellte ihren dazu.
Kickerturniere sind in Planung
Für viele sind die Kicker schon zu einem Teil des Studentenlebens geworden, und sicherlich sind sie eine willkommene Abwechslung zwischen den Vorlesungen. Viele Kicker-Fans nutzen auch die kürzesten Pausen für ein Spielchen. Auch außerhalb der Hochschule wollen die Informatiker nicht auf das Kickern verzichten: So begleitete der Fußballtisch der Fachschaft zum Beispiel die Erstsemesterfahrt und sorgte für Spaß beim Kickerturnier.
Passend zur bevorstehenden Fußballweltmeisterschaft 2006 sind natürlich auch bereits Kickerturniere geplant, die von den zahlreichen Stammspielern mit Freude erwartet werden.
Artikel vom 05.01.2006
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